Ich mach's nie wieder... - Teil 1 + Teil 2 + Teil 3
Verfasst: Mi 10. Apr 2019, 12:38
Hallo liebe Forumsmitglieder,
manchmal macht man Dinge, die man eigentlich nicht machen wollte und dann macht man sie doch. Ich glaube und hoffe, es geht auch anderen Leuten so. Doch der Reihe nach.
Im letzten Jahr legte mir ein Kunde eine Liliput BR 45 der neuesten Version auf den Tisch, mit dem Hinweis, ich solle mir dazu einmal etwas einfallen lassen. Ich habe eine 45er nie live erleben dürfen und irgendwie fehlte mir auch der Bezug zu diesem Lokriesen. Weil noch andere Arbeiten in der Werkstatt auf Fertigstellung warteten, wanderte die Lok zunächst in die Abteilung "Wiedervorlage". Gedanklich beschäftigte mich das Modell allerdings schon. Bei DSO hatte sich Go Fleiter schon mit der Lok beschäftigt siehe hier , was mir schon zu denken gab und auch bei uns im Forum hat sich Gerhard Gottsmann schon mit der Vorgängerversion der Liliput 45 beschäftigt hier. Aber es kam noch schlimmer…
Nach dem etwas Zeit vergangen war, hoffte ich auf eine Lösung "easy going" (d. h. ein paar Kleinteile, etwas Farbe und fertig), aber das war wohl nichts. Ich muss vorausschicken, das Modell hatte schon komplett neue Räder aus dem Hause Weinert (von der BR 41). Den Radsatz mit dem versetzten Gewicht hatte der Kunde aus seinem Umfeld bekommen und so machte das Fahrwerk eigentlich schon einen sehr brauchbaren Eindruck. Ein Vorteil war auch, es lief einwandfrei.
Aber dann flatterten mir eines Tages diverse Bilder einer BR 45 auf den Tisch und damit wurden auch die Wünsche des Kunden erheblich konkreter. Es sollte die Lok 45 010 des BZA Minden werden. Die Lok sollte den Zustand zeigen, als sie noch regelmäßig vor Messzügen unterwegs war, aber dann auch gelegentlich im regulären Güterzugdienst aushalf. Ach ja, mehr nicht ? Es kam dann doch richtig Freude auf, zumal vom Kunden noch weitere Wünsche angemeldet wurden, was die Ausführungsqualität des Aufbaus angeht: Die Armaturen am Kessel, die Dome, Tritte etc. passten in der originalen Liliputqualität nun überhaupt nicht mehr zum Fahrwerk. Das sollte alles geändert werden.....Ich war erst einmal bedient.
Zur weiteren Einstimmung auf das Thema nun einmal ein paar Bilder. Zunächst das Modell von Liliput im Anlieferungszustand:
(Klick mich für eine größere Darstellung) Und nun ein paar Bilder vom großen Original:
(Foto: Johannes Glöckner, 18.04.1968, Bildquelle: Bildarchiv der Eisenbahnstiftung)
(Foto: Gerhard Moll, 22.04.1965 im Bw Minden, Bildquelle: Bildarchiv der Eisenbahnstiftung)
(Foto: Gerhard Moll, 22.04.1967, Bildquelle: Bildarchiv der Eisenbahnstiftung)
Weitere Informationen zum großen Vorbild möchte ich hier jetzt eigentlich nicht ausbreiten. Wer mehr zur BR 45 wissen möchte kann bei Wikipedia (hier) nachlesen, oder besorgt sich das EK-Buch: B. Seiler / Jürgen U. Ebel, Die Baureihe 45, EK-Verlag, Freiburg 2006.
Eine Anmerkung von Gerhard Moll zur BR 45 sei mir aber doch noch gestattet:
"Auch 45 010 gehörte zum Bestand des Mindener Versuchsamts. Über die Qualität der Baureihe 45 wurde stets gestritten. Im Versuchsbetrieb lag der spezifische Kohlenverbrauch zwischen 13 t und über 30 t auf 1000 km. Bei Einsätzen vor Plangüterzügen mit einer durchschnittlichen Last von 1200 t in den Dienstplänen Mindener 44er in den Jahren 1962/63 bis nach Hagen und Braunschweig zeigte die neubekesselte 45er allerdings eine deutliche Überlegenheit im Vergleich zur kohlegefeuerten 44er. Im Durchschnitt lag der Kohleverbrauch von 45 010 bei 19,39 t und bei 45 023 bei 20,36 t bezogen auf eine Million Lokleistungstonnenkilometern, bei der Baureihe 44 lag sie zwischen 27 und 28 t. Die Erkenntnis, dass die DB mit der Baureihe 45 die größte, leistungsfähige und auch wirtschaftlichste Güterzuglok besaß, wurde entweder schlichtweg ignoriert oder war nicht bekannt. Selbst die, die es eigentlich von Berufswegen hätten besser wissen müssen, wie Theodor Düring oder Friedrich Witte, sahen in der Baureihe 45 nur ein notwendiges Übel, das man mangels Alternativen ertragen musste."
Gerhard Moll im Rahmen einer Bildunterschrift zur 45 010 im Bildarchiv der Eisenbahnstiftung
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen und es spricht aus seinen Worten doch auch etwas Ehrfurcht vor der gewaltigen Lok.
Nun zum eigentlichen Modell:
Im ersten Schritt stand die Demontage des Modells auf dem Plan. Das ging noch relativ einfach, endete aber mit dem ersten Schreck. Der Kessel des Modells besteht aus Metall. Bei der Lok sollten die Dome getauscht werden und ich hatte doch die Hoffnung, dass die angegossenen Dome von innen hohl wären. War aber nichts.
Ein Austausch der Dome war notwendig, weil die Nachbildung von Liliput zu hoch und zu kantig ausgefallen ist. Beim Original schmiegen sich die Sanddome richtig um den Kessel. Außerdem hat Liliput auch den charakteristischen Kragen beim Übergang vom Dom zur Kesselverkleidung nicht nachgebildet:
(Ausschnitt aus Foto: Johannes Glöckner, 18.04.1968, Bildquelle: Bildarchiv der Eisenbahnstiftung)
Auf dem vorherigen Bild sind die Kragen leider nur undeutlich zu sehen.
Damit ergab sich aber umgehend das nächste Problem - woher passende Dome nehmen ? Ein Vergleich verschiedener Sanddome zeigt, dass eigentlich nur die Dome von Roco (BR 44) für die BR 45 nutzbar sind. Sie sind breit und flach und liegen wie ein Fladen auf dem Kesselscheitel.
Bevor die neuen Dome ihren Platz einnehmen konnten, mussten die bisherigen erst einmal verschwinden. Da waren wirklich grobe Arbeiten angesagt.
Auch das anschließende Feinschleifen und Polieren des Kessels hatte es in sich (das geht doch mit Kunststoff-Kesseln erheblich einfacher), aber letztlich war es dann doch geschafft.
Jetzt konnten erste Armaturen und auch die Dome probeweise auf dem blanken Kessel platziert werden.
Auch das Führerhaus von Liliput konnte einer kritischen Überprüfung nicht standhalten und wurde kurzerhand gegen eines von Fleischmann getauscht. Es ist mir zwar bis jetzt noch nicht gelungen, genau zu formulieren, was an dem Liliput-Führerhaus nicht so richtig stimmt, aber im Vergleich mit den Vorbildaufnahmen wirkt das Führerhaus von Fleischmann einfach passender. Hier der Vergleich - zunächst Liliput
und nun das Führerhaus von Fleischmann
Weiter gingen die Arbeiten am Umlauf und an der Frontschürze mit der Pufferbohle. Die Konstruktion von Liliput war doch etwas klobig ausgefallen, allein um die Beleuchtung der Frontlaternen unterzubringen. Durch den Wegfall der Beleuchtung konnte alles natürlich etwas feiner gestaltet werden. Fummelig war dabei die Verländerung der Frontschräge zur Pufferbohle hin, aber letztlich hat es sich doch gelohnt.
Und nochmals aus anderem Blickwinkel
Die Frontschürze nun schon mit feinen Gitter-Tritten und auch schon Laternen auf der Pufferbohlen-Abdeckung.
Weitere Kleinteile vervollständigen nun das Bild. Die Pufferbohle wurde weiter aufgerüstet...
...auch neue Tenderauftritte wurden montiert
Um nun zu prüfen, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin, wurden kurzerhand weitere Kleinteile probeweise eingesteckt. Und siehe da: Es sieht doch schon etwas mehr nach Lok aus:
Und an dieser Stelle möchte ich nun den ersten Teil abschließen. Wie es dann weiter geht, werdet ihr dann im zweiten Teil sehen. Inzwischen ist das Modell ja komplett fertig und ich hoffe dann, auch von erfolgreichen Probefahrten berichten zu können.
Viele Grüße aus dem Bergischen
Peter
manchmal macht man Dinge, die man eigentlich nicht machen wollte und dann macht man sie doch. Ich glaube und hoffe, es geht auch anderen Leuten so. Doch der Reihe nach.
Im letzten Jahr legte mir ein Kunde eine Liliput BR 45 der neuesten Version auf den Tisch, mit dem Hinweis, ich solle mir dazu einmal etwas einfallen lassen. Ich habe eine 45er nie live erleben dürfen und irgendwie fehlte mir auch der Bezug zu diesem Lokriesen. Weil noch andere Arbeiten in der Werkstatt auf Fertigstellung warteten, wanderte die Lok zunächst in die Abteilung "Wiedervorlage". Gedanklich beschäftigte mich das Modell allerdings schon. Bei DSO hatte sich Go Fleiter schon mit der Lok beschäftigt siehe hier , was mir schon zu denken gab und auch bei uns im Forum hat sich Gerhard Gottsmann schon mit der Vorgängerversion der Liliput 45 beschäftigt hier. Aber es kam noch schlimmer…
Nach dem etwas Zeit vergangen war, hoffte ich auf eine Lösung "easy going" (d. h. ein paar Kleinteile, etwas Farbe und fertig), aber das war wohl nichts. Ich muss vorausschicken, das Modell hatte schon komplett neue Räder aus dem Hause Weinert (von der BR 41). Den Radsatz mit dem versetzten Gewicht hatte der Kunde aus seinem Umfeld bekommen und so machte das Fahrwerk eigentlich schon einen sehr brauchbaren Eindruck. Ein Vorteil war auch, es lief einwandfrei.
Aber dann flatterten mir eines Tages diverse Bilder einer BR 45 auf den Tisch und damit wurden auch die Wünsche des Kunden erheblich konkreter. Es sollte die Lok 45 010 des BZA Minden werden. Die Lok sollte den Zustand zeigen, als sie noch regelmäßig vor Messzügen unterwegs war, aber dann auch gelegentlich im regulären Güterzugdienst aushalf. Ach ja, mehr nicht ? Es kam dann doch richtig Freude auf, zumal vom Kunden noch weitere Wünsche angemeldet wurden, was die Ausführungsqualität des Aufbaus angeht: Die Armaturen am Kessel, die Dome, Tritte etc. passten in der originalen Liliputqualität nun überhaupt nicht mehr zum Fahrwerk. Das sollte alles geändert werden.....Ich war erst einmal bedient.
Zur weiteren Einstimmung auf das Thema nun einmal ein paar Bilder. Zunächst das Modell von Liliput im Anlieferungszustand:
(Klick mich für eine größere Darstellung) Und nun ein paar Bilder vom großen Original:
(Foto: Johannes Glöckner, 18.04.1968, Bildquelle: Bildarchiv der Eisenbahnstiftung)
(Foto: Gerhard Moll, 22.04.1965 im Bw Minden, Bildquelle: Bildarchiv der Eisenbahnstiftung)
(Foto: Gerhard Moll, 22.04.1967, Bildquelle: Bildarchiv der Eisenbahnstiftung)
Weitere Informationen zum großen Vorbild möchte ich hier jetzt eigentlich nicht ausbreiten. Wer mehr zur BR 45 wissen möchte kann bei Wikipedia (hier) nachlesen, oder besorgt sich das EK-Buch: B. Seiler / Jürgen U. Ebel, Die Baureihe 45, EK-Verlag, Freiburg 2006.
Eine Anmerkung von Gerhard Moll zur BR 45 sei mir aber doch noch gestattet:
"Auch 45 010 gehörte zum Bestand des Mindener Versuchsamts. Über die Qualität der Baureihe 45 wurde stets gestritten. Im Versuchsbetrieb lag der spezifische Kohlenverbrauch zwischen 13 t und über 30 t auf 1000 km. Bei Einsätzen vor Plangüterzügen mit einer durchschnittlichen Last von 1200 t in den Dienstplänen Mindener 44er in den Jahren 1962/63 bis nach Hagen und Braunschweig zeigte die neubekesselte 45er allerdings eine deutliche Überlegenheit im Vergleich zur kohlegefeuerten 44er. Im Durchschnitt lag der Kohleverbrauch von 45 010 bei 19,39 t und bei 45 023 bei 20,36 t bezogen auf eine Million Lokleistungstonnenkilometern, bei der Baureihe 44 lag sie zwischen 27 und 28 t. Die Erkenntnis, dass die DB mit der Baureihe 45 die größte, leistungsfähige und auch wirtschaftlichste Güterzuglok besaß, wurde entweder schlichtweg ignoriert oder war nicht bekannt. Selbst die, die es eigentlich von Berufswegen hätten besser wissen müssen, wie Theodor Düring oder Friedrich Witte, sahen in der Baureihe 45 nur ein notwendiges Übel, das man mangels Alternativen ertragen musste."
Gerhard Moll im Rahmen einer Bildunterschrift zur 45 010 im Bildarchiv der Eisenbahnstiftung
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen und es spricht aus seinen Worten doch auch etwas Ehrfurcht vor der gewaltigen Lok.
Nun zum eigentlichen Modell:
Im ersten Schritt stand die Demontage des Modells auf dem Plan. Das ging noch relativ einfach, endete aber mit dem ersten Schreck. Der Kessel des Modells besteht aus Metall. Bei der Lok sollten die Dome getauscht werden und ich hatte doch die Hoffnung, dass die angegossenen Dome von innen hohl wären. War aber nichts.
Ein Austausch der Dome war notwendig, weil die Nachbildung von Liliput zu hoch und zu kantig ausgefallen ist. Beim Original schmiegen sich die Sanddome richtig um den Kessel. Außerdem hat Liliput auch den charakteristischen Kragen beim Übergang vom Dom zur Kesselverkleidung nicht nachgebildet:
(Ausschnitt aus Foto: Johannes Glöckner, 18.04.1968, Bildquelle: Bildarchiv der Eisenbahnstiftung)
Auf dem vorherigen Bild sind die Kragen leider nur undeutlich zu sehen.
Damit ergab sich aber umgehend das nächste Problem - woher passende Dome nehmen ? Ein Vergleich verschiedener Sanddome zeigt, dass eigentlich nur die Dome von Roco (BR 44) für die BR 45 nutzbar sind. Sie sind breit und flach und liegen wie ein Fladen auf dem Kesselscheitel.
Bevor die neuen Dome ihren Platz einnehmen konnten, mussten die bisherigen erst einmal verschwinden. Da waren wirklich grobe Arbeiten angesagt.
Auch das anschließende Feinschleifen und Polieren des Kessels hatte es in sich (das geht doch mit Kunststoff-Kesseln erheblich einfacher), aber letztlich war es dann doch geschafft.
Jetzt konnten erste Armaturen und auch die Dome probeweise auf dem blanken Kessel platziert werden.
Auch das Führerhaus von Liliput konnte einer kritischen Überprüfung nicht standhalten und wurde kurzerhand gegen eines von Fleischmann getauscht. Es ist mir zwar bis jetzt noch nicht gelungen, genau zu formulieren, was an dem Liliput-Führerhaus nicht so richtig stimmt, aber im Vergleich mit den Vorbildaufnahmen wirkt das Führerhaus von Fleischmann einfach passender. Hier der Vergleich - zunächst Liliput
und nun das Führerhaus von Fleischmann
Weiter gingen die Arbeiten am Umlauf und an der Frontschürze mit der Pufferbohle. Die Konstruktion von Liliput war doch etwas klobig ausgefallen, allein um die Beleuchtung der Frontlaternen unterzubringen. Durch den Wegfall der Beleuchtung konnte alles natürlich etwas feiner gestaltet werden. Fummelig war dabei die Verländerung der Frontschräge zur Pufferbohle hin, aber letztlich hat es sich doch gelohnt.
Und nochmals aus anderem Blickwinkel
Die Frontschürze nun schon mit feinen Gitter-Tritten und auch schon Laternen auf der Pufferbohlen-Abdeckung.
Weitere Kleinteile vervollständigen nun das Bild. Die Pufferbohle wurde weiter aufgerüstet...
...auch neue Tenderauftritte wurden montiert
Um nun zu prüfen, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin, wurden kurzerhand weitere Kleinteile probeweise eingesteckt. Und siehe da: Es sieht doch schon etwas mehr nach Lok aus:
Und an dieser Stelle möchte ich nun den ersten Teil abschließen. Wie es dann weiter geht, werdet ihr dann im zweiten Teil sehen. Inzwischen ist das Modell ja komplett fertig und ich hoffe dann, auch von erfolgreichen Probefahrten berichten zu können.
Viele Grüße aus dem Bergischen
Peter