Da ich ohnehin gerade Beiträge nach Bildlinks durchforste, die wegen der Einstellung des Bilderdienstes "abload.de" drohten, ab 01.07.24 ohne Bilder dazustehen, bereite ich auch hier für den öffentlichen Bereich einen neuen Beitrag vor eines Gebäudes, welches ich schon vor bald zehn Jahren für das neue Segment "Bürenwerder" meiner An-der-Wand-entlang-Anlage baute. Zu diesem Gebäude gehört auch die "Ankerbalkenscheune Mittelsbüren 8", die ich an dieser Stelle schon 2018 veröffentlichte. Die ursprünglich in zeitlichem Abstand erschienen Bauberichte trenne ich hier durch "[...]".
Also hier nun die Geschichte des Baus der Hofstelle Mittelsbüren 25 von vor zehn Jahren:
Ein Denkmal für das ehemalige Mittelsbüren im Werderland:
Mittelsbüren 25, Hof Rosen (Fam. Loose)
Das Werderland ist schon lange eingedeichtes Marschland an der Mündung der Lesum in die Weser zwischen Bremen und Bremen-Nord. Begrenzt wird es im Westen und Süden durch die Weser, im Norden durch die Lesum, im Osten durch die bremischen Ortschaften Burg, Grambke und Oslebshausen. Noch weiter im Osten die Lesumzuflüsse Wümme und Hamme mit dem Teufelsmoor dazwischen. Das fruchtbare Marschland wurde vor allem zur Viehwirtschaft genutzt.
Seit 1908 existiert die Norddeutsche Hütte (NDH) in Bremen. 1954 begann die damalige Klöcknerhütte AG mit dem Ankauf von Landflächen im südöstlichen Bereich des Werderlandes und zog in nur wenigen Jahren eine integrierte Hütte mit Hochofen, Stahlwerk, Warmwalzwerk und Kaltwalzwerk hoch. Die "Hütte am Meer" nahm schon 1957 die Produktion auf und belieferte vornehmlich die Werft- und Automobilindustrie der Region. Nach diversen Umfirmierungen ("Stahlwerke Bremen") und Besitzerwechseln produziert die heutige ArcelorMittal Bremen GmbH hier noch immer Stahl.
Zur Geschichte siehe auch: Grambker Statteilportal und ein historischer Artikel aus der "Zeit" von 1958.
Durch die Landankäufe mussten auch wesentliche Teile des einstigen Dorfes Mittelsbüren im Werderland weichen. Bis auf ein kleines Gebiet rund um die "Moorlosen Kirche" direkt an der Weser wurden sämtliche Gebäude und Grundstücke aufgekauft und die Gebäude abgerissen. Darunter auch der Hof Rosen der Familie Loose mit der Adresse Mittelsbüren 25.
Zur Lage der Stahlwerke und der hier beschriebenen Örtlichkeiten ein bisschen Kartenmaterial:
Die Uni Greifswald hat viele historische Karten im Bestand, die man sich online anschauen konnte, hier die Karte Lesum von 1898, Mittelsbüren liegt im unteren Drittel am linken Rand, die Hütte entstand unmittelbar rechts davon:
Karte Lesum 1898 Uni Greifswald (Link veraltet, Karte auf der Uni-Seite online nicht mehr auffindbar.)
Noch zwei Karten zur Lage vom einstigen Mittelsbüren (1806 und 2012, beachte auch die Weserkorrektion in den Karten zwischen 1806 und 1898):
Quelle: Wikipedia "Werderland"
Quelle: Der Senator für Umwelt, Bau und Verkehr Bremen (Link veraltet, Karte nicht mehr auffindbar.)
Ich habe die Lage des einstigen Ortes Mittelsbüren jeweils eingekreist. In google habe ich dann mal eine Karte gebastelt mit den "Tatorten" dieses Berichtes (ehem. Mittelsbüren, Moorlosen Kirche, noch heute existierendes Niederbüren und die ungefähre Lage des Hofes Mittelsbüren 25:
google-maps Mittelsbüren im Werderland
Als Quellen zum Bau des Hofes dienten mir zum einen das Buch "Mittelsbüren und das Werderland" aus dem Johann Heinrich Döll Verlag von 1986, herausgegeben von Sophie Hollanders de Ouderaen, eine um zahlreiche historische Fotos ergänzte Faksimilie-Ausgabe des alten Werkes "Geschichte der Gemeinden Grambke und Büren" von Heinrich Hoops von 1905 sowie die Homepage des Grambker Stadtteilportals, welche eine unglaubliche Vielfalt an historischen Fotos und Informationen (sowie natürlich Aktuelles zum Stadtteilgeschehen) bereithält.
Ich habe bewusst einen Hof ausgewählt, der heute nicht mehr existiert. Ein weiterer Hof hat "im Original" überlebt und steht heute, in Mittelsbüren einst abgetragen und an neuer Stelle wieder aufgebaut, im Freigelände des Fockemuseums in Bremen.
Bewohner dieses Marschgebietes waren neben Landwirten vor allem Grönlandfahrer (Walfänger), weshalb so manche Hofpforte mit Kieferknochen eines Wales geschmückt waren. Diese Walkieferknochen sowie die Farbegebung des Fachwerkes mit der graublauen Farbe habe ich auch bei der Umsetzung meines entstehenden Modelles berücksichtigt, auch wenn heute die Fachwerkfarbe um 1910 des Hofes Mittelsbüren 25 nicht mehr ermittelbar ist. Auch Walkieferpforte und der Ziehbrunnen sind für Mittelsbüren 25 wohl falsch, finden aber bei meinem "Denkmal Mittelsbüren" ihren frei nachgebildeteten Platz:
Quelle: Fockemuseum, Link siehe oben.
Um dieses Anwesen geht es:
(Foto: Helene Albers, Mittelsbüren und das Werderland, Johann Heinrich Döll Verlag)
Später, zu Zeiten der Versteigerung des Hofs, sah das Gebäude im Bereich der 'Grot Dör' und der umgebenden Fensteröffnungen schon etwas anders aus (ganz unten auf der Seite): Grambker Statteilportal Mittelsbüren 25
Ich baue das Gebäude aus Eichenholzleisten aus dem Schiffsmodellbau für das Fachwerk, Nussbaumleisten für Tore und Türen, Finnpappe aus dem Architekturmodellbau als Rohgerüst für das Gebäudeinnere sowie Mauerplatten Ziegelmauer Läuferverband von MKB Modellbau. Kleinteile wie Fensterstürze, Fenster etc. stammen aus der Bastelkiste (meist Auhagenteile), feinste Blechstreifen dienen mir als Beschlagteile für die nach außen geöffnete Tür des Anbaus.
Die Originalmaße stammen vom obigen Link zum Gebäude auf dem Grambker Statteilportal, damit war auch klar, dass das Gebäude bei mir nur als Hintergrundrelief entstehen kann. Es wird auf dem neu entstehenden 180cm langen Segment "Bürenwerder" seinen Platz finden und in genau der Ansicht wie das historische Foto leicht von schräg links vorne dargestellt werden. Mit hohen Bäumen wird dann der Übergang zum Hintergrund kaschiert werden, doch soweit bin ich noch nicht, jetzt erst einmal Fotos in der Reihenfolge des Entstehens:
Begonnen habe ich mit den Holztüren und -toren, dann ging es Schritt für Schritt weiter:
und der heutige Stand der Dinge:
[...]
Rund um das Gebäude ist der Hof gepflastert, etwas davon entfernt ist entweder sandiger Boden oder niedriger Bodenbewuchs zu sehen (siehe historische Originalaufnahme oben). Also habe ich aus Hekidur-Pflastersteinfolie (geschäumtes dünnes Material, gibt es in 20x40cm-Platten) den Hof rund um das Gebäude als auch im Gebäude gepflastert. Letzteres ist durchaus vorbildrichtig, ich habe mir vergangenen Sommer etliche Höfe von innen angeschaut, sehr viele haben heute noch das Kopfsteinpflaster von anno dunnemals in den Wirtschaftsgebäuden.
Etliche der Steine wurden in verschiedenen Tönen farblich abgesetzt und mit je einer graubraunen und einer beigefarbenen stark verdünnten Schmuddelbrühe vorbehandelt.
Anschließend wurde dann wie immer der verbliebene Grund zunächst mal dunkelbraun angemalt und mit meiner norddeutschen Echterde (aus den Wümmewiesen, im Ofen bei 80°C getrocknet und entkeimt, anschließend fein gemahlen) versehen. Das ist, wie schon häufiger geschrieben, grundsätzlich immer der Untergrund vor der weiteren Gestaltung. Gleichzeitig wurden die Fugen des Kopfsteinpflasters im Außenbereich auch partiell mit der feinen Erde gefüllt und mit entspanntem Weißleim/Wassergemisch fixiert.
Dann wurden die Bodendecker und der Sand aufgebracht, auch beim Sand landete wieder einiges zwischen den Fugen der Steinen, insbesondere dort, wo Pferdehufe und Wagenräder in Richtung 'Grot Dör' etwas rein tragen. Pulverfarben in moosgrün und sandbraun ergeben dann die vorläufige Schlussbehandlung. Der Ziehbrunnen wurde zuvor noch eingebaut und sein Loch in den Untergrund ausgeschnitten. Und vor dem Haupthaus und der Grot Dör einige Wagenrad- und Hufspuren im Sand.
Noch einige Detailaufnahmen, der Sturz der geöffneten Stalltür am Kleintierstallanbau wurde auch nachgearbeitet und einige Ausschmückungsdetails schon einmal angebracht, an dessen Stellen ich später nur noch schwer herankomme (wg. der geöffneten Türen entsteht auch eine partielle angedeutete Inneneinrichtung):
Edit: Bevor es jetzt an die Gestaltung der Dächer und weitere Ausschmückungen nach eigenem Geschmack geht, nochmal eine Reminiszenz an die Vorbildaufnahme:
[...]
Weiter geht es mit dem Reetdach. Dies entstand in bewährter Manier aus Schaumstoff, der nach dem Aufbringen zunächst wässrig dunkel (für die tiefen Löcher) vorgefärbt wurde, dann strohbeige eingefärbt und dann ein weiteres Mal wässrig dunkel nachgefärbt wurde. Auf dieser Grundlage kann man dann individuell weiter gestalten bis zu einem völlig alten und bemoosten Dach.
Ein unklarer Punkt war dabei der Anschluss des Kleintierstalls rechts mit seinem festen Dach an das Hauptgebäude mit seinem weichen Dach: Auf der Vorbildaufnahme (Quelle: Helene Albers, Mittelsbüren und das Werderland, Johann Heinrich Döll Verlag, hier ein Ausschnitt) stößt das weiche Dach stumpf auf das harte des Anbaus, so dass von dort ablaufendes Wasser darunter in einer Rinne aufgefangen und nach unten geführt werden musste.
Wie das genau aussah, kann man heute nicht mehr ermitteln, zumindest im vorderen Teil ist eine Dachrinne am Anbau deutlich zu erkennen. Ob im inneren eine eigene Ablaufkonstruktion war oder die sichtbare Rinne ins Innere weitergeführt wurde: keine Ahnung.
Mein "MB25" (Mittelsbüren 25) sieht derzeit so aus:
Ein paar Detailaufnahmen:
Der besseren Wirkung halber habe ich die offenen Enden der Regenfallrohre aufgebohrt.
[...]
Weiter geht es: Die feineren Preiser-Ackerwagen sind gekommen, so konnte der bisherige "Platzhalter" ersetzt werden.
Daneben erhielt mein "MB-25" eine Walkiefer-Pforte, wie sie zwar jener Hof im Vorbild nicht hatte, aber dennoch im einstigen Werderland eine häufigere Erscheinung war, da die Hofstellen auch immer wieder von Grönlandfahrern (Walfängern) bewohnt und/oder bewirtschaftet wurden und entsprechender "Zierrat" aufgestellt wurde. Auch im Focke-Museum in Bremen ist neben dem einstigen Hof aus Mittelsbüren eine solche Pforte aufgestellt.
Entstanden ist diese aus einer Freihandschnitzerei aus Balsaholz, wobei ich in Ermangelung eines Balsaklotzes mehrere Lagen dünner Balsabrettchen übereinandergeleimt habe und dann zwei Rohkiefer ausgeschnitten und zurechtgeschnitzt habe. Grundiert wurden diese mit weiß, lasierend ist dann wässriges elfenbein und wässrige Schmuddelfarbe aufgetragen worden.
Ein paar Detailaufnahmen, neben dem Ackerwagen wurden Grundstückszäune und erste größere Pflanzen aufgestellt:
[...]
Da in den einstigen Büren über 20 Brutpaare Adebare ihre Nester auf die Reetdächer setzen (ohne die Nisthilfe Wagenrad), wollte ich dieses als typisches Element für mein MB-25 auch haben.
Quelle: Niederbüren 7
Die Fallerpackung "Störche im Nest" war Grundlage. Um die zu kleinen Nester zu vergrößern habe ich alte trockene Zweige zerstückelt und in einer alten Kaffeemühle geschreddert.
Mit den feineren Fasern dieses Ergebnisses habe ich das Fallernest rundum beklebt und anschließend etwas dunkler gefärbt (mit der üblichen braunschwarzen wässrigen Dreckbrühe). Zwei Störche hinein und das Ganze dann satt in der moosigen Firstabdeckung des Reetdaches eingeklebt, an den Rändern noch ein paar Fasern dazu:
Hier die Hofstelle mit dem später benachbart auf dem neuen Segment eingebauten Gebäuden "Backhaus" (Alwins Miniaturen) und der "Schmiede Tietjen", bei letzterem handelt es sich ebenfalls um ein nachgestelltes Gebäude aus Bremen-Grambke:
[...]
Später wurde die Hofstelle unter alten Bäumen vor dem Hintergrund auf dem Segment "Bürenwerder" kaschiert, so ist sie bis heute zu sehen:
Mittelsbüren 25
- Dirk Frielingsdorf
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